Geschichte

Von der ersten Erwähnung bis 1798

Die genaue Entstehungszeit einer Siedlung läßt sich meistens nicht nachweisen. Man muss sich damit begnügen, die erste Erwähnung des Ortsnamens in einer Urkunde an den Anfang einer Siedlungsgeschichte zu stellen.

Feil kommt als Siedlung zuerst im Jahre 1212 unter dem Namen „Vilde“ vor. Der Name bedeutet: „Lage auf waldlosem, ebenem, angebautem Felde“.

Durch Lautänderungen und mißverstandene Deutung entstand „Fyle“ (1440) und daraus schließlich „Feil“ seit 1788.

Der Name Bingert erscheint im Jahre 1071 zum ersten Mal in Form von „Bingarden“.

Die Nennung des Namens geschah im Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch. Die vielen Besitzungen des wohlhabenden Klosters reichten den Rhein entlang und seiner Nebenflüsse von der Schweiz bis nach Holland.

Diese Ortschaften und Höfe trugen zum Lebensunterhalt der Mönche des Klosters Lorsch bei, also auch „Binegarden“.

Aus dieser Namensform entwickelte sich 1837 „Bingert“.

Bingert bildete zusammen mit Feil, Ebernburg und Norheim die „Herrschaft Ebernburg“. Die Ebernburg gelangte von den Rheinfränkischen Herzögen zu den Saliern und von diesen lehensweise und durch andere Wege an verschiedene gräfliche Häuser, zum Beispiel wurde 1212 die Kirche zu Ebernburg dem Stift Neuhausen bei Worms übertragen, einhergehend mit den großen Zehnten in der Gemarkung von Feil und Bingert.

An dieser Stelle wird Feil zum ersten Mal erwähnt.

Durch Erbschaft kam 1214 die Vogtei Ebernburg an die Grafen von Leiningen aus dem Hause Saarbrücken.

Conrad der V., Bischof zu Speyer, schließt einen Erbvertrag zwischen den Brüdern Friedrich und Emich von Leiningen am 18. Oktober 1237:

„Konrad, von Gottes Gnaden Bischof von Speyer, entbietet Gruß im Herrn Allen, zu denen diese Schrift gelangen wird.

Friedrich, dem Grafen von Leiningen ist deshalb zugehörig die Burg Hartenberg … Seinem Bruder Emich aber ist zugehörig die Burg Frankenstein mit den Einkünften der „Kuratien“ Businsheim … ebenso Bingert (Binegardin), Ebernburg und Feil (Vilde) … Gegeben ist dies vor unserem Angesichte und den Kastellanen und Ministerielbeamten…. in Jahre des Herrn 1237 am Morgen des Festes des Evangelisten Lukas.“ (Auszug aus dem „Urkundenbuch zur Geschichte der Bischöfe zu Speyer“ Band 1 von Franz Xaver Remling, Mainz 1852, Kirchheim und Schott).

1338 trat Raugraf Rubrecht von Altenbaumburg als Besitzer der Ebernburg auf. Er verpfändete die Ebernburg, mit Ausnahme von Feil und Bingert, im Jahre 1347 an den Grafen Wolfram von Sponheim gegen 2500 Gulden.

Im Jahre 1381 trat der Raugraf Heinrich das Eigentum der Burg und des Dorfes und etwas später auch Feil und Bingert, an den Grafen Simon III. zu Sponheim – Kreuznacher Linie – ab und 1394 verzichtete auch Schenk von Erbach auf alles Anspruchsrecht darauf.

So kam die Ebernburg mit den Zugehörungen Feil, Bingert und Norheim an die Grafen von Sponheim. Der letzte Graf von Sponheim namens Johann verpfändete die Ebernburg mit den Zugehörungen 1430 an das Haus Winterbächer, weil er ihm 1200 Gulden schuldig war, gegen halbjährige Aufkündigung und Erstattung dieser Summe.

Obwohl der Vertrag vom Jahre 1440 zwischen Kurpfalz, Baden und Veldenz ausdrücklich wiederholt, Ebernburg, Burg und Tal, nebst den Dörfern Feil, Bingert und Norheim nicht veräußert werden sollten, so überließ der Winterbächer dennoch sein Pfandrecht an den Dietrich Knebel von Katzenellenbogen, der Eva von Winterbach zur Gemahlin hatte.

Die Sickinger erhielten 1448 vom Pfalzgrafen Friedrich zu Simmern und Markgrafen Jakob von Baden die Erlaubnis, das amtliche Pfand an sich zu bringen.

Durch die Wirren der Geschichte kamen Feil und Bingert im 15. Jahrhundert so als Pfand an Reinhard von Sickingen, dem Großvater des berühmten Franz. Aus dieser Zeit stammen die ersten Nachrichten über den Bergbau auf dem Lemberg. Erwähnt werden die Gewinnung von Zinnobererz aus den Gruben „Geiskammer“ und „Ernesti Glück“.

Franz von Sickingen wurde 1481 auf der Ebernburg geboren. Er war Anhänger der Reformation und löste in der Kirche zu Feil den katholischen Gottesdienst durch den protestantischen ab.

Zur Zeit des 30jährigen Krieges (1618 -1648) wurde unsere Gegend von den Spaniern heimgesucht. Sie beherrschten fast 12 Jahre lang das ganze Gebiet. Als der schwedische König Gustav Adolf im März 1632 Kreuznach eroberte und die Spanier von ihm geschlagen waren, steckten die mit den Spaniern Vereinigten Kroaten, unter Führung des Hauptmanns Gallas, das Dorf Bingert an. Durch diese Ereignisse kam der Bergbau auf dem Lemberg zum Erliegen.

Die Nachfahren Franz von Sickingens wollten die katholische Konfession wieder installieren (im 17. Jahrhundert), was letztendlich mit zu den Frankfurter Religionsbeschwerden, ja sogar zu einem Aufruhr führte. In Folge davon wurde die Kirche zu Feil geschlossen, die Kirchengüter eingezogen und die Kirche niedergerissen (ca. 1720).

Der letzte von Sickingen-Ebernburg trat nach seinem Tode 1768 seinen Naturalbesitz und die Gerichtsbarkeit an die Kurpfalz ab.

Die kurpfälzische Regierung erlaubte nun den Protestanten in Feil, an der Stelle der alten Kirche mit St. Michael als Schutzpatron eine neue Kirche zu bauen.

Die Katholiken erhielten an dieser Kirche Simultanrechte, der Gottesdienst wurde von Karmelitern aus Kreuznach abgehalten.

Zu dieser Zeit gehörten zu der Gemeinde 590 Einwohner Die beiden Dörfer waren räumlich voneinander entfernt, bildeten aber eine Gemeinde.

Auf dem Lemberg waren die Quecksilbergruben, die während des 30jährigen Krieges geschlossen worden waren, wieder geöffnet. Allein in dem Bergwerk „Drei Züge“ arbeiteten 20 Männer, in der „Geiskammer“ 6 Arbeiter; in einer Grube bei Feil förderten 8 Arbeiter Kohle.
> Eine aufsteigende wirtschaftliche Entwicklung fand statt.
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Feilbingert – Zugehörigkeit ab 1798

Zugehörigkeit zu Frankreich von 1798 bis 1813

Departement Du Mont Tonnerr

Im Jahr 1797 besetzte Frankreich unter Napoleon Bonaparte das linke Rheinufer und behandelte die betreffenden Gebietsteile als einen Teil seines Staatsgebietes. Der Tag der Trennung vom Reich wurde für alle fraglichen Gemeinden -also auch für Feil und Bingert – auf den 1. Januar1798 festgesetzt. Das neue Staatsgebiet wurde in vier Departements eingeteilt (die rheinischen Departements). Feilbingert wurde dabei dem Donnersberg-Departement zugewiesen (Departement Du Mont Tonnerr).Das französische Gesetz vom 9. März 1801 sprach nach dem Frieden von Luneville mit dem DeutschenReich die Vereinigung der rheinischen Departements mit Frankreich aus. Der Gemeinde Feilbingert gehörten 1802 schon 711 Einwohner an, von denen 257 Katholiken, 424 Lutheraner und 30 Reformierte waren.

Zugehörigkeit zum Königreich Bayern

Nach der Niederlage Napoleons im Herbst 1813 gegen Preußen und seinen Verbündeten, richteten diese für die besetzten Gebiete eine gemeinschaftliche Verwaltung ein. Am 30. 5. 1814 verzichtete Frankreich u. a. auf die wesentlichsten Teile des heute zu Rheinland Pfalz gehörenden linken Rheinufers. Aus den Gemeinden zwischen dem Rhein, der Mosel, der Saar und der neuen französischen Grenze wurde das „k.k. österreichische und k. bayerische“ gemeinschaftliche Gouvernement gebildet. Sitz der Verwaltungskommission war bis zum 25. 5. 1815Kreuznach, später Worms. 1816 trat Österreich seinen Teil desGouvernements an das Königreich Bayern ab, Feilbingert kam also in denBesitz von Bayern. Mit der Bildung des Landes Rheinland Pfalz nach demzweiten Weltkrieg zählte Feilbingert dann bis 1970 zur Verwaltungsreformzum Regierungsbezirk Pfalz, danach zum Regierungsbezirk Koblenz.
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Das Ortswappen der Gemeinde

Mit Urkunde des Ministeriums des Inneren von Rheinland Pfalz vom 30.November 1955 wurde der Gemeinde Feilbingert die Genehmigung zur Führung eines eigenen Ortswappens erteilt. Die Gestaltung des Wappens erfolgte nach den Vorschlägen des Staatsarchives Speyer im Einvernehmen mit der Gemeindeverwaltung.

Es zeigt oben links ein 25fach geschachtetes Feld in gold und blau, oben rechts fünf silberne Kugeln in schwarz, unten links einen silbernen Hammer und silbernen Schlegel gekreuzt in schwarz, unten rechts einen grünen Bienenkorb in gold. Diese Embleme wurden unter Berücksichtigung der historischen Tradition ausgewählt.
Die Orte Feil und Bingert gehörten zum kurpfälzischen Oberamt Kreuznach, dessen Amtssiegel das blau-golden geschachtete Wappender Grafen Sponheim zeigte. Die niedere Gerichtsbarkeit aber lag bei denGrafen von Sickingen, die fünf silberne Kugeln auf schwarzem Grund in ihrem Wappen führten. Die gekreuzten Berghämmer weisen auf dieBedeutung hin, welche dem Bergbau im Lemberg (Kohle undQuecksilber) einst zukam. Der Bienenkorb weist auf die Entstehung desOrtes Bingert (Bienengarten) hin, während der goldene Untergrund dieFruchtbarkeit insbesondere des Feiler Gemarkungsteiles andeutet.
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Bergbau am Lemberg

Viele Zugangswege führen auf den Lemberg. An fast allen finden sich Spuren früheren Bergbaues. Neben kleineren Kohleflötzen stößt man auf dem Lemberg überall auf die Spuren des Quecksilberbergbaues. Schlägt man vom Trombachtal den unteren Randweg ein, so gelangt man zu den Grundmauern des Maschinenhauses und der Kühlanlage aus derneueren Zeit. Neben dem Weg gähnt die dunkle Öffnung des Schmittenstollens, der heute als Besucherbergwerk besichtigt werden kann.

Das Quecksilberbergwerk Schmittenstollen wurde nach fünfjähriger Planungs und Aufbauarbeit am 30. Mai 1981 der Öffentlichkeit übergeben. Die Grube ist das einzige Quecksilberbergwerk, das im westeuropäischen Raum zu einer Besuchergrube ausgebaut wurde. Klettert man zur linken Hand den Abhang hinauf, kommt man an den Tagebau. In der 20 Meter hohen Rückenwand des Bruches sind mehrere alte Stollenangeschnitten. Am unteren Ende der Schlucht, die sich von dem Schmittenstollen zur Nahe hinabzieht, ragt die mächtige Steinhalde vor dem Karls-Glück-Stollen über die Baumkrone, so daß man sie vom anderen Ufer der Nahe aus sieht.

Folgt man dem Weg weiter, so entdeckt man links des Weges denEingang zum Martinsstollen. Schmittenzug und Martinszug bildeten mit dem zuletzt nicht mehr befahrbaren Stollen „Treue Zuversicht“ die Grube „Drei Züge“. Ebenfalls im Niederhäuser Wald lag die Grube „Ernesti-Glück“, im bayerischen Staatswald in der Abteilung Oberhauser Eck dagegen die Grube „Geißkammer“. Hier steht heute noch das „RoteBergloch“ offen. Die ersten sicheren Nachrichten über den Quecksilberbergbau auf dem Lemberg stammen aus dem Jahre 1469. Damals gehörten die Gruben „Geißkammer“ und „Ernesti-Glück“Reinhard von Sickingen, dem Großvater des Franz von Sickingen.

Aus diesen Gruben und den Kupferbergwerken am Rheingrafenstein schöpfte Franz später seinen Reichtum. Im 18. Jahrhundert erlebte der Quecksilberbergbau einen neuen Aufschwung. 1728 wurden die Grubenauf dem Lemberg wieder eröffnet. Die „Drei Züge“ wurden von 20Arbeitern befahren, auf den beiden anderen Gruben „Ernesti-Glück“ und“Geißkammer“ waren es weniger. Der stärkste Abbau fand im Schmittenzug statt. Aus dieser Zeit stammt auch der unter ihm liegende „Karls-Glück-Stollen“. Im Jahre 1785 betrug die Förderung auf dem Lemberg 2910 Pfund Quecksilber.

Im 19. Jahrhundert ging der Quecksilberbergbau immer mehr zurück, da die pfälzischen Werke infolge ihrer rückständigen Verhüttungsart nicht mehr mit den ausländischen Preisen konkurrieren konnten. 1818 wurden die Bergwerke auf dem Lemberg stillgelegt. 1934 jedoch erlebt derBergbau am Lemberg, Landsberg und Stahlberg trotz seiner Unrentabilität eine Auferstehung, da er den Rohstoff- und Devisenhandel überbrücken helfen sollte. Von den alten Gruben wurden der Schmitten-und Karls-Glück-Stollen wieder befahren. Vor dem Schmittenstollen wuchs schnell ein Maschinenhaus mit Kesselanlage, Kühlturm, Bürogebäude, Werkstatt und Schuppen empor.

Vom Karls-Glück-Stollen aus wurde eine Seilbahn über die Nahe gebaut, die an einer Verladeanlage an der Landstraße nach Niederhausen endete.Von hier wurden die Erze auf Lastkraftwagen nach Obermoschel zur Verhüttung transportiert. Außer den beiden Stollen wurde noch derTagebau oberhalb des Schmittenstollens in Angriff genommen. Es handelte sich jedoch in der Hauptsache um einen Nachlesebergbau, d. h. man beutete das aus, was früher stehengeblieben war. Ein modernes Verhüttungsverfahren erlaubte, daß man nun auch viel ärmere Erze als früher verwerten konnte. Der durchschnittliche Quecksilbergehalt – meist in Form von Zinnober – betrug 0,1 bis 0, 3 %. Hatte man vorher des Erz herausgetragen, so wurden die alten Stollen jetzt durch Sprengungen erweitert, damit man sie mit Förderwagen befahren konnte. Zur Vereinfachung des Erztransportes trug ebenfalls bei, daß der Tagebau mit dem Schmittenstollen und dieser wieder mit dem darunterliegenden Karls-Glück-Stollen durch einen Schacht verbunden wurde. Durch diesen Schacht wurde das Erz auf die Sohle des Karls-Glück-Stollens geschüttet und von da mit der Seilbahn zur Verladestelle geschafft. 1935 betrug die Förderung 2.521 Tonnen, im Jahrdarauf 4.200 Tonnen und erreichte schließlich 1937 rd. 10.000 Tonnen bei einer Tagesförderung von 70 bis 80 Tonnen.

Die Belegschaft wuchs von 22 Mann im Jahre 1935 auf 53 Mann im Jahre1936 an und behielt diesen Stand bis 1938. Anfang 1939 waren die alten Felder abgebaut. Am 15. Mai 1939 wurde der Betrieb auf dem Lemberg eingestellt. Die Maschinenanlagen, die Gleise in den Stollen und dieSeilbahn zur gegenüberliegenden Naheseite wurden abgerissen. In der Folgezeit gewann man auf dem Lemberg (ab 1907) in einem Zweigbetrieb der Kirner Hartsteinwerke Hartgestein. Früher wurden hier vornehmlich die blaugefärbten Pflastersteine hergestellt und in weitere Teile der Bundesrepublik zum Straßenbau verschickt.

In der Glanzzeit des Betriebes waren hier fast 100 Menschen aus den Dörfern um den Lemberg beschäftigt. Nachdem die Stärke der Belegschaft durch Rationalisierungsmaßnahmen und den Rückgang des Pflastersteinabsatzes stark zurückgegangen war, wurde anschließend das Steinmaterial zum Straßenbau in einem großen Brecher bereitgestellt. Eine moderne Teermischanlage stellte Teersplit in allen brauchbaren Körnungen für den Straßenbau her. Die Produktion wurde dann Anfangder 70er Jahre aufgegeben.

Quelle: Karl Grade
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Sagen um den Lemberg

Die drei Züge

Es war einmal vor vielen Jahren ein Ritter auf der Ebernburg, der hatte all sein Hab und Gut durchgebracht, so daß er mit Weib und Kindern schier hungern mußte. Das ging ihm schwer zu Herzen. Da kam er einst auf dem Lemberg in den Wald und traf auf einem Baumstrunk einen, der ihn hell verlachte, weil er so betrübt aussah.

Der arme Ritter erzürnte darob und drohte mit dem Bogen, aber der Gesell lachte nur um so ärger. Da zielte der Ritter und schoß. Der andere aber stand auf, warf ihm den Pfeil zurück und sagte: „Ihr seid einschlechter Schütze, gebt mir eueren Bogen her!“ Dem Ebernburger ward etwas unheimlich zumute, doch reichte er seinen Bogen hin.

Da nahm der Fremde eine rote Hahnenfeder vom Hute, legte sie auf und schoß aufs geradewohl in den Wald hinein, und siehe, ein mächtiger Rehbock stürzte getroffen zusammen. „Füttert euere hungernden Würmer damit!“ sagte der seltsame Schütze. Der Ritter stand kreidebleich und war keines Wortes mächtig. „Wollt ihr den Bock nicht“, sprach jener, „sagt nur, so mag er wieder davonlaufen. – Soll ich euch vielleicht sonst noch helfen?“ „Ja, hilf, wenn du kannst!“ rief der Ebernburger wie betört. „Ich weiß eine Quecksilberader“, sprach der Unheimliche, „die kann euch zum reichsten Manne machen, aber ich muß etwas dafür haben“.

Er griff ins Gras, rupfte drei Halme ab und fuhr fort: „Das sind drei Züge, tut einen davon. Zieht ihr den großen Halm, so seid ihr selbst mein Eigen; ziehet ihr den mittleren, so ist’s euer Weib; ziehet ihr den kleinsten, so sind’s eure Kinder.“ Dem Ritter schwindelte, denn er wußte nun, wen ervor sich hatte und doch zog es ihm ordentlich die Hand zu den drei Halmen. Schon berührte er sie, da zuckte er zusammen und rief: „HeiligerGott, erbarme dich mein!“

Da tat’s einen Donnerschlag, daß der ganze Lemberg zitterte, der Ritter bekam eine so gewaltige Maulschelle, daß er drillte und wie ein Kreisel den Berg hinunterflog. Als er wieder zur Besinnung kam, lag er unten bei seinem verpfändeten Dörflein Feil. Er faßte indes Mut, ging in den Wald zurück und fand richtig den alten Baumstrunk wieder, aber weder den mit der Hahnenfeder, noch den toten Rehbock dabei.

Die Stelle jedoch merkte er sich genau, nahm des anderen Tages Leute von Bingert mit, grub nach und fand die reiche Quecksilberader. DieGrube verkaufte er dem Rheingrafen von Stein um schweres Geld. Sieheißt heute noch „Die Drei Züge „.

Ernesti-Glück
In Bingert wohnte vor Zeiten ein Bergknappe namens Ernst, der sehr arm, aber dabei fromm und fröhlich, schlicht und recht war und gar artige Liedlein singen konnte. Dabei war er der hübscheste Bursche weit und breit. Der arbeitete jahraus, jahrein fleißig in den „Drei Zügen“; doch der Verdienst war nur gering. Zuhause hatte er keine Seele, die ihm etwas hätte kochen können; darum aß er sein Stück Brot in der Grube, wenn dieanderen Knappen zum Mittag heimgingen.

In dieser Ruhestunde schlief er einmal ein und als er erwachte, sah er, daß eine Menge Erz neben ihm lag das seine Hauhe nicht abgelöst hatte. Wie die anderen kamen schalten sie ihn einen Nimmersatt, der sich keine Ruhe gönne. Ernst aber schwieg stille dazu. Des anderen mittags tat er nur, als schlafe er und sah ein winziges Männlein kommen das mit Fäustel und Eisen für ihn arbeitete. „Glück auf!“ rief er dem Männlein zu.

Dieses wollte erst entfliehen kam aber doch wieder zurück und sagte ihm er habe für ihn gearbeitet weil er so hübsche Liedlein singe. Und so schenkte es ihm auch weiter sein Hilfe. Eines Tages tat einer der Knappen einen schweren Fall, sodaß er nicht mehr recht arbeiten konnte. Er sollte darum fortgeschickt werden obgleich er Weib und Kinder hatte. Sogleicherbot sich Ernst in der Ruhestunde für ihn zu arbeiten. So durfte der Arme bleiben und bezog nach wie vor seinen Lohn.

Da half auch der gute Berggeist treulich mit; denn er hatte seine Freude an dem wackeren Knappen. Bald darauf sang Ernst nicht mehr, sondern war immer betrübt. Er hatte das schönste Mädchen von Hallgarten liebgewonnen. Der steinreiche Vater jedoch wollte sie ihm nicht geben weil er nur ein Bettelbube sei. Das Bergmännlein kam wieder und fragte was ihn denn so traurig stimme. Als ihm der Bursche seine Not klagte forschte es weiter ob er gar kein eigenes Feld besitze. „Nichts als eineHecke am Lemberg hat mir meine Mutter hinterlassen“, sagte Ernst, „es wächst aber kaum ein Strauch darauf. “ Der Berggeist bestellte ihn auf dieNacht, wenn der Mond scheine damit er ihm das Fleckchen zeige. Ernst kam und das Männlein auch.

Als sie an die armselige Hecke kamen hüpfte das Männlein, klatschte in die Hände und rief einmal über das andere: „Da ist Ernesti Glück!“. DerBursche meinte dem Berggeist rapple es hinter der Stirne; der aber sagte:„Du bist reicher als der Bauer in Hallgarten. Schürfe du morgen für dich und bald wirst du freien können. „

Und so war es auch. Ernst schürfte mit dem grauenden Tage auf seinem kleinen Eigentum. Das Erz, das er fand, war besser als das in den „DreiZügen“. Der reiche Bauer von Hallgarten gab ihm nun die Tochter mit Freuden. Das Bergmännlein blieb Ernst auch ferner hold. Heute aber sieht man es bisweilen recht traurig, weil die Grube „Ernesti-Glück“ nicht mehrgebaut wird.

Die Geißkammer

Als im dreißigjährigen Kriege der General Gallas mit seinen Kroaten in Kreuznach lag wohnte zu Bingert eine arme alte Frau, die für eine Hexe galt. Sie hatte nichts als ein elendes Hüttchen und drei Geißen imVermögen, aber eine bildschöne Tochter. Des Schulzen Sohn liebte das Mädchen, durfte sich’s aber von seinem Vater nicht merken lassen.

Da kamen einst die Kroaten über die Nahe herüber und fielen ins Dorfein. Das Mädchen lief in den Wald am Lemberg um seine Mutter zusuchen die dort die drei Geißen hütete. Im Lemberg aber war eine kleine Felsenhöhle hinter dichtem Gestrüpp, da hinein flüchtete sich die Alte mit ihrer Tochter und den Ziegen. Die Kroaten hausten derweilen übel inBingert, steckten das ganze Dorf in Brand und stachen den Schulzen bis auf den Tod. Er wurde von Dorfbewohnern nach der Höhle getragen und Mutter und Tochter pflegten ihn dort auf’s eifrigste bis er genas.

Die Leute verließen großenteils Bingert und zogen nach Feil hinüber. Auch der Schulze tat so und vergaß gar bald die Wohltat der armen Frauen die nun kein Häuschen mehr hatten und in der Höhle wohnen mußten. Mit Schrecken gedachten Sie des kommenden Winters. Zu diesem Kummer kam noch die Botschaft, daß der Sohn des Schulzen auf des Vaters Geheiß eine andere freien müsse.

Als die zwei wieder einmal so betrübt in der Höhle saßen und weinten, trat plötzlich ein Bergmännlein zu ihnen und tröstete sie. Mit einem silbernen Fäustlein klopfte es an die Felswand der Höhle und sagte: „Hier ist euer Reichtum. Gehet hin, zeiget dem Pfalzgrafen an, ihr hättet einereiche Mine entdeckt und so er Halbpart gäbe, wollet ihr’s ihm kundtun. „Die Mutter dachte an „Ernesti-Glück“ und ging nach Kreuznach zu des Pfalzgrafen Amtmann. Der sagte den Halbpart zu.

In der Höhle wurde darauf geschürft und siehe da, es war wirklich eine reiche Mine. Der Kurfürst baute der Alten und ihrem schönen Töchterlein ein stattliches Haus und der Schulze sah’s nun gar gern, daß sein Sohn das Mägdlein zum Weibe nahm. Die Halbschied der Grube aber kaufte der Kurfürst um schweres Geld den Leuten ab und betrieb noch am letzten unter den drei Gruben des Lembergs die „Geißkammer“, wie sie nachjener Höhle heute noch genannt wird.

Quelle: Pfälzische Sagen

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